Das gestrige «unwiderruflich» festgelegte Wanderprogramm, vom charmanten Fischerdorf Deba auf dem Camino del Norte nach Mutriku, Richtung Ondarroa, zu wandern, wurde tatsächlich heute in die Tat umgesetzt. Fast. Wir wollten die Autobahn vermeiden und auf der Küstenstrasse direkt vom Campingplatz weg nach Deba fahren. Schon nach zehn Minuten standen wir vor einem grossen Abschleppwagen, der die enge Strasse blockierte. Eine deutsche Familie wollte mit ihrem Wohnmobil-Ungetüm einem anderen Auto ausweichen und landete im Strassengraben. Umkehren und die Autobahn nehmen blieb als einzige Lösung. Aber auf enger Strasse wenden, na, probiert das mal! Wohl dem, der wie Hanspeter gut rückwärtsfahren kann.
Nach einer Dreiviertelstunde erreichten wir Deba. Es ist umgeben von einer beeindruckenden Küstenlandschaft und liegt im Geopark «de la Costa Vasca». Dieser Geopark erstreckt sich entlang der baskischen Küste und ist bekannt für seine Flysch-Formationen (siehe Bericht vorgestern). Diese Felsformationen sind vor Millionen von Jahren entstanden und erzählen in Schichten von der Geschichte der Erde. Und sie machen uns bewusst, wie unendlich die Zeit, der Raum und die Ewigkeit ist. Und wie kurz unser Dasein. Also, nützen wir die Zeit und machen uns auf die Wanderung.
Wir überqueren Bahnlinie und Brücke und wandern den Hügel hinauf zum Mutrikugaina-«Gipfel» (232 m.ü.M!). Kaum der Rede wert – aber der Natur schon. Herrlich kühler Wald und weiter Blick übers endlose Meer. Nach zwei Stunden geht’s steil hinunter in die kleine Küstenstadt Mutriku. Sie soll über eine gut erhaltene historische Altstadt verfügen, die wir wegen Magenknurren verpassen und stattdessen am Hafen wunderbaren Thunfisch geniessen. Serviert von Ixhuni, einer 22jährigen, die uns umgehend zu ihren heutigen Lieblingsgästen erkor.
Mutriku wurde bereits 1209 gegründet und hat eine reiche Geschichte, die von Seefahrt, Fischerei (Walfischfang!) und Handel geprägt ist. Mutriku – wie auf einer Tafel zu lesen war – beherbergt das erste kommerzielle Wellenkraftwerk Europas, das 2011 eröffnet wurde und durch die Wellen umweltfreundlichen Strom erzeugt. Auch hier begegnen wir auf dem Rückweg nach Deba wieder Flysch-Felsformationen allenthalben entlang der Küste.
An dieser Küsten stehen wir lange und ehrfurchtsvoll, stehen wir doch auf der einen Seite des Atlantiks und lassen unsere Gedanken über unendliche Wassermassen hinweg zum amerikanischen Kontinent und nach Grönland schweifen. In eine andere Welt. Und wieder weckt diese Weite in uns die Vorstellung von Ewigkeit, Unendlichkeit. Aber der Wandel des Wetters, des Lichts, des Tages ruft auch das Gegenteil hervor – die Flüchtigkeit und unsere Vergänglichkeit.
Bilder:
Deba, charmantes Fischerdorf

Ein Markt mit kunstvoll gestalteten Bildern

Auf dem Camino del Norte, wo...

...man schon mal den Kopf einziehen muss.

"Pilger"...

"House-Art" in Mitruku

Thunfisch z'Mittig...

Hafen von Mitruku, wo das erste Wellenkraftwerk Europas steht - unsichtbar...

Staunend stehen wir vor der Ewigkeit, der...

...Unendlichkeit und...

...der Vergänglichkeit!

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