Bobbio ist nicht Santiago de Compostela. Columban nicht Jakobus. Via Columbani nicht Via Jacobi oder Via Francigena. Aber wer um die Leistung von Columban und seinen Gefährten weiss, den erstaunt es schon, wie wenig auf seinem Weg unterwegs sind und wie wenig aus deren Geschichte und Taten hier hängen geblieben ist. Klar, die Iren haben in erster Linie missioniert, den Glauben – zum Teil mit drastischen Mitteln – verkündet, in die Köpfe der Heiden gebracht, gehämmert. Das mag man mögen oder nicht. Das Streben der Mönche war auf Busse und asketische Läuterung aufgebaut. Wahr ist aber auch, dass sie Bildung (Schriftkultur!), Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur nach Mitteleuropa brachten, ja, sie waren die ersten richtigen Europäer, kannten keine Grenzen, scheuten den Adel nicht, sondern benutzten ihn für ihre Ziele.
Damals befand sich die Welt im Aufbruch, das Mittelalter nahte, es war die richtige Zeit (Kairos) für die Iren und ihre Sendung – heute befinden wir uns in einem Umbruch – Klimawandel, Bevölkerungsentwicklung, Einwanderung. Damals waren es die Mönche und ihr Glaube, der Richtung gab. Was kann uns heute Richtung geben? Wissenschaft? Politik? Wirtschaft? Religion? Letzteres – so glaube ich – mit Sicherheit nicht. Religionen sind Ursache unserer heutigen Konflikte. Das Gift der Religionen wirkt in deren Verblendung. Ich nehme da unsere nicht aus…
Aber weg vom Schweren, zurück zum Leichten, zurück zum Via Columbani und zu Bobbio. Gemeinsam mit meinen «Kolumban/Gallus-Freunden» haben wir nun den Weg von Bangor/Belfast bis nach Bobbio abgewandert und in der Schweiz auch in 21 Etappen im Internet definiert. Es muss aber noch viel passieren, bis dieser Weg eine Bedeutung bekommt. In Italien ist er praktisch unbekannt – ausser bei Danilo, dem Fährmann auf dem Po, der sprüht vor Columban-Begeisterung!
Auf dem ganzen Weg bin ich – mit Ausnahme auf dem Po-Schiff (und die waren auf der Via Francigena unterwegs) – keinen Wanderern oder Pilgern begegnet. Auch nicht, als ich auf dem Via Francigena wanderte. Und in Bobbio dann die Ernüchterung: Columban ist – ausser in der Krypta und dem kleinen Kloster – kaum präsent oder bekannt. Im Tourist-Office schaute ich vergebens nach Prospekten, Flyern oder so.
Macht nichts. Der Weg ist das Ziel und es war ein schöner Weg – zuerst über die Alpen, dann durch die Po-Ebene, den Apennin, das Trebbia-Tal. Himmlische Pfade, Wege, Wälder; teuflische Strassen, Autos, Hunde. Mich begleitete nicht religiöses Denken und Eifern, sondern Freunde und – zwei Wochen lang – ich mich selbst. Und diese Wochen möchte ich nicht missen. Fast fünfhundert Kilometer. Und nun kommen in der Toskana, auf der Via Francigena, noch ein paar dazu. Mit altbekannten Kollegen aus der Jugendzeit – man wird dadurch zwar nicht jünger, aber auch nicht dümmer… Lasst sie zu mir kommen…😉
Danke für Eure Aufmerksamkeit. Die Blogs werden nun wohl kürzer und weniger...

Auf der Fahrt nach Florenz - und kurzzeitig in den Regen...

Florenz!

Den Herrn - auf dem Socke! - kennt ihr wohl...

Und das ist mein Barbier von Sev...äh, Firenze, Mimmo! Grandiose Scheren- und Schnittkunst!

Sieht man doch, oder? Endlich wieder ein Mensch...

Wie wahr, wie wahr. Danke, Hanspeter, für den Text! Erinnert mich an meinen Blog Nr. 19...
Und zu guter Letzt:

Note 8, nur dank dem Herz, rechts auf dem Teller...;-)
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