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Tag 16, Dienstag, 10.9.: Danke, Wander-Flow, Schleusen, Schönheitssalon...

Autorenbild: Reini FreiReini Frei

Den heutigen Bericht möchte ich mit einem Danke an Ruth beginnen. Sie hat nach anfänglicher Skepsis (die ich auch hatte), unseren Plan, das 50-Jahr-Jubiläum unseres Zehnerclubs mit einer vierwöchigen Camper-Fahrt zu feiern, unterstützt und mitgetragen. Oft sind meine Gedanken bei ihr und bei der ganzen Familie. Ich denke, meine drei Kollegen schicken diesen Dank auch an ihre Ehefrauen, Esther, Silvia, Rosemarie.


Den Tag selbst verbringen wir getrennt – Hampi, Berni und Fred fahren zum Sightseeing nach Sete (siehe unten) und ich mache mich auf, nochmals dem Canal du Midi entlangzuwandern und das einzigartige Schleusensystem zu besichtigen. Nach der lärmigen Strasse führt mich Komood in die ruhigen, menschenleeren weiten Felder und Teiche zwischen Vias und Agde. Man glaubt, in der Camargue zu sein: Pferde, Tümpel, Blumenwiesen, Wasserkanäle säumen meinen Weg. Nachdem der Weg durch diese Felder mäanderte, erreiche ich den Canal du Midi, an dem entlang es ca. fünf Kilometer bis zu den Schleusen geht. Immer geradeaus, topfeben, kein Meter hinauf, keinen hinunter. Man kommt in einen richtigen Wanderflow. Betörende Düfte, faszinierende Farben, abwechselndes Licht, prächtige Blumen, Bäume und Sträucher – man hat Zeit und Musse, alles in Ruhe zu geniessen und es auf sich wirken zu lassen. Diese meditative Monotonie des Gehens in einer schier endlosen Landschaft wirkt beruhigend auf Körper und Geist. Alles verschmilzt zu einem einheitlichen Erlebnis, man fühlt sich euphorisiert.


Bis um die Ecke plötzlich ein Tross von Touristen-Radler daher prescht und mich auf die Seite springen lässt. Dann erwacht man. Rechtzeitig, um nach den Schönheiten der Natur, die Schönheit der Ingenieurskunst zu bewundern – das Schleusensystem des Libron, gebaut im Jahre 1855. Dieses regelt die Überquerung des Flusses Libron durch den im 17. Jahrhundert gebauten Canal du Midi (siehe gestern).


Das ausgeklügelte System besteht aus Holzbarrieren und beweglichen Dämmen. Die Barrieren leiten das Wasser bei Hochwasser um und verhindern so, dass der Kanal selbst überläuft. Auch können die Schiffe selbst bei Hochwasser den Canal weiterhin befahren. Das Schleusensystem ist ein Kunstwerk seiner Zeit und ein wichtiges Element des Kanals, das bis heute funktioniert. Es ist nicht nur funktional, sondern auch eine touristische Attraktion für Besucher, die sich für den Canal du Midi und für Hochwasserschutz interessieren – wie ich einer bin (Rhesi lässt grüssen!). Neben dem über hundertfünfzigjährigen Ingenieurkunstwerk folgt ein Kunstwerk, das wohl keine zwanzig Jahre überleben wird: ein Vergnügungspark mit einer Achterbahn, auf der es uns allen schwindlig werden würde.


Der Rückweg führt mich durch den Etang du Clos de Vias, ein kleines, geschütztes Feuchtgebiet zwischen Vias und dem Meer. Wie viele Feuchtgebiete bietet diese Teichlandschaft Lebensraum für verschiedene Vogelarten, Amphibien und andere Tiere, die in solchen Umgebungen gedeihen. Leider sehe ich nur einen Storch und keine weiteren gefiederten oder kriechenden Viecher. Die Vegetation ist typisch mediterran, mit salztoleranten Pflanzen und Schilf. Am Schluss des Teiches liegt unser Campingplatz und der Strand, den meine Füsse und mein heiss gewordener Körper sehnlichst zur Abkühlung nutzen.


Wie oben bemerkt, machte sich der grössere Teil unserer Gruppe auf den Weg in die Hafenstadt Sete. Der Weg dahin führt über einen etwa fünfhundert Meter breiten Damm entlang des Meeres. Bei der Ankunft in Sete staunten sie über die Grösse und Lebendigkeit des Ortes, der in der Vergangenheit ein weltweit führender Hafen für die Ausfuhr von Weinen aus Frankreich war. Auch heute spielt der Hafen noch eine wichtige Rolle für grosse Fährschiffe (Verbindungen mit Marokko), Segel- und Handelsschiffe.


In der Stadt wimmelt es von Menschen aus aller Herr Länder, von Mofas, Autos und Lastwagen. Unzählige Restaurants laden ein zum Schmaus mit allerlei Getier aus dem nahen Meer. Die Gruppe konnte nicht widerstehen, dieses Angebot mindestens in Minimalform auszuprobieren: Garnelen, Austern, Moules und Schnecken wurden gegessen, bzw. geschlürft. Erstaunlicherweise gibt es viele Restaurants und Bars, die keinen Alkohol mehr anbieten. Das schont das Portemonnaie und die Gesundheit. Bei einem Schönheitssalon haben die Herren auch hineingeschaut. Die Empfangsdame schreckte aber angesichts des fortgeschrittenen Alters der Herren entsetzt zurück: «Desole plus rien a faire.»

Auch einen Laden mit einem grossen Sortiment an Raucherwaren aus Kuba und der Dom Rep wurde heimgesucht. Eine kurze Fahrt zum Mont Saint Clair führte uns zu einem Aussichtspunkt mit einer grandiosen Aussicht über die Stadt und die ganze Umgebung.


Danach mussten sich die drei Herren wieder einem eher unangenehmen Thema widmen: dem Einkauf von alltäglichen Dingen wie Milch, Salat etc. Aber das gehört eben auch zu den Aufgaben im Camperleben. Den Abend beschliessen wir wieder gemeinsam auf dem Campingplatz mit einem selbst gekochten Essen – bestehend aus Tortellini con sugo und Salat. An Goata!


Bilder:


Weite, farbige Felder...


...und Streetart unter der Brücke.


Die Ernte ist bereits eingefahren...


Der Canal du Midi mit dem Wanderweg


Die Schleusen - touristischer Hotspot und...


...Meisterwerk der Ingenieurskunst

Im 19. Jahrhundert gebaut und...

...immer noch funktionstüchtig!

Ganz im Gegensatz zur stillstehenden Achterbahn, welche wohl kaum Jahrzehnte überstehen wird!


Etang du Clos de Vias, ein kleines, geschütztes Feuchtgebiet zwischen Vias und dem Meer.


Die anderen Herren frönten dem Schlemmerleben und...

...genossen Stunden in der Stadt Sete

Blick auf Sete


 
 
 

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Beitrag: Blog2 Post

Dies ist der persönliche Reise-Blog von Reini Frei

©2021 reini wandert. 

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