top of page
Suche

Tag 17, Mittwoch 9/11: Des Campingmenschen grösste Sorge (ein heute der Langweile geschuldeter Beitrag)

Autorenbild: Reini FreiReini Frei

Der heutige Tag ist der Tag der grossen Langweile und kleinen Schritte, die uns auf einen erloschenen Vulkan-«Berg» (100 m.ü.M.) brachten, wir den Verlust eines Liegestuhles zu beklagen haben (blieb zu lange am Strand und einer meinte wohl, der Besitzer sei ertrunken), der Mistral uns die Gläser vom Tisch fegte und wir zur Einsicht gelangten, selbst für das Abendessen zu machen, seien wir zu faul. Daher liefert Fred in der Folge heute eine Betrachtung über das Camperleben:


Sobald er (weibliche Form in der Folge immer mit gemeint) seine Behausung aufgestellt und mit übertriebener Pedanterie hergerichtet hat, wird der Campingmensch blitzartig von der Langeweile überfallen. Sie verfolgt ihn auf Schritt und Tritt. Wie ein Schatten. Fast wie der Sensenmann persönlich. Wenn man also nichts Besseres zu tun hat als unnötigerweise über ein x-beliebiges Campinggelände zu streifen, kann man an jeder Ecke die gleiche Trostlosigkeit beobachten. Da sitzen sie also stundenlang vor ihren Unterkünften: Seit Urzeiten verheiratete Ehepaare, Einsiedler, Rentner und dergleichen mehr. Manche versuchen einen geschäftigen Eindruck zu vermitteln, indem sie angeblich ein Buch oder eine Zeitung lesen oder sich mit dem Handy oder Tablet abmühen. Bildungsfernere geben sich nicht einmal diesen Anschein und hocken einfach da. Sie scheinen geradezu darauf zu warten, dass sie vom Blitz getroffen und auf diese abwechslungsreiche Weise dahingerafft werden. Kurz gesagt: Ein trostloses Bild der Langeweile.


Der Campingmensch wird also unerwarteterweise auf sich selbst zurückgeworfen und muss ganz alleine damit klarkommen. Folglich beschäftigt er sich mit sich selbst. Am einfachsten geht dies mit einer ausser Kontrolle geratenen Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme und deren anschliessenden Entsorgung. Es handelt sich hierbei um das eigentliche Gesetz jedes Campingplatzes. Wobei die Nahrungsbeschaffung noch zum gemütlicheren Teil gehört, aber auch nicht ganz ohne Tücken ist. Schliesslich befindet man sich in fremder Umgebung, ist der lokalen Sprache kaum mächtig und kennt überdies weder Sitten noch Gebräuche der jeweiligen Landesgegend. Dass unter diesen Umständen des Öftern etwas exotische, wenn nicht gar skurrile Menüs auf dem Campingtisch landen und für einen angeregten Stoffwechsel sorgen, versteht sich von selbst.


Wenden wir uns nun der eigentlichen Königsdisziplin, der fachgerechten Entsorgung, zu. Sobald der durchschnittliche Campingmensch von seinem Körper entsprechende Signale erhält, muss er oder sie sich auf die Suche nach einer geeigneten Entsorgungsstelle machen. Hat er Glück, befindet sie sich in der Nähe seiner Behausung. Hat er Pech, steht sie unmittelbar daneben. Hat er ganz viel Pech, muss er sich auf eine längere Wanderung einstellen. Bei Tageslicht mag dies ja noch angehen. Zu vorgerückter Stunde kann ein nächtlicher Gang über das im Dunkeln liegende Gelände jedoch leicht zu einem Hitchcock-ähnlichen Erlebnis mutieren. Nicht selten offenbart sich dann der eigentliche Horror erst am Etappenziel. Aus Rücksicht auf die Schneeflocken unter der Leserschaft bleiben ihr weitere Einzelheiten an dieser Stelle erspart. Auch der Rückweg kann zu einer eigentlichen Mutprobe werden. Beispielsweise wenn Ratten den nächtlichen Ausflug beleben.


Kehren wir zurück zur angesprochenen Langeweile und bleiben wir beim obigen Entsorgungsbeispiel. Bekanntlich stellt die freie Marktwirtschaft für jedes Bedürfnis eine geeignete Lösung bereit: Wohnmobile mit eingebautem WC. Sie ersparen dem Campingmenschen Horrorerlebnisse jeglicher Art. Darüber hinaus hat diese Meisterleistung menschlicher Ingenieurskunst einen weiteren unschlagbaren Vorteil: Sie wirkt der Langeweile entgegen. Denn ab und zu müssen die Fäkalientanks geleert werden. Deshalb sieht man auf allen Campingplätzen der Welt, wie erleichterte Menschen mit eleganten Rollköfferchen fröhlich herumspazieren und sich über ihren Entsorgungsauftrag sichtlich freuen. Endlich sind sie wieder ins Tagesgeschäft eingebunden und haben etwas zu tun.


Doch noch einige Bilder:


Das Bild des Tages: Bernhard in sich ruhend...


Der "Berg", den wir mit kleinen Schritten "erklommen"...

...und uns grossartige Aussicht gewährte (in der Mitte, der weisse Turm - da ist unser Zeltplatz)


Der "Berg" ist ein erloschener Vulkan und man sieht es allenthalben: seit Jahrtausenden erkaltete Lava.


Hanspeter versucht sich zu orientieren


Der Wachturm, der Brände in der Region entdecken soll.


 
 
 

Comments


Beitrag: Blog2 Post

Dies ist der persönliche Reise-Blog von Reini Frei

©2021 reini wandert. 

bottom of page