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Tag 22, Montag, 16.9.: Lyon, Himmelb(l)au, Essen, Meisterparker

Autorenbild: Reini FreiReini Frei

Mit dem Musée de Confluences – erbaut von den Wiener Architekten Coop Himmelb(l)au (auch Expo02-Architekten) – werde unsere Campingtour einen «fulminanten Abschluss finden – eine der geilsten Bauten ever», meinte Martin Klöti in einem SMS an uns. Leider wurde nichts daraus, das Museum mit Schwerpunkt Naturwissenschaften ist montags (wie viele andere Museen auch) geschlossen. So konnten wir den «geilen» Bau, der anstatt sechzig über dreihundert Millionen gekostet hat, nur von aussen bewundern – auch das lohnt sich aber. Bewundert haben wir dafür anderes in dieser für viele unbekannten Stadt – die Oper von Jean Nouvel, die UNESCO-Weltkulturerbe Altstadt von Lyon, die Prachtbauten und -Plätze in der Innenstadt und natürlich die beiden Flüsse Saone und Rhône – letztere in der Schweiz entspringend.


Lyon wurde während der französischen Revolution von den Jakobinern massiv zerstört, entwickelte sich dann im 19. Jahrhundert zu einem industriellen Zentrum durch die Seidenproduktion. Für viele Gourmet-Freunde ist aber Lyon vor allem durch einen Namen bekannt: Paul Bocuse, der Meisterkoch schlechthin. Dank ihm wurde Lyon für viele zur Hauptstadt der französischen Küche. Leider sind wir seinem Erbe nicht gerecht geworden und haben am Mittag (schlecht) italienisch gegessen. Mea maxima culpa, lieber Paul! Der gastronomische Tipp von Martin, die Brasserie Georges, lag leider auch nicht in Gehdistanz unserer knurrenden Mägen und müden Beine…Da wir aber gestern Abend selbst gemachte, köstliche Linguine a la rabbiata mit Geschnetzeltem von Meisterkoch Bernhard genossen haben, können wir über diesen Fauxpas hinwegsehen.


Einen anderen Meister haben wir gestern Abend erlebt. Wenn man auf einem Campingplatz mit einem Sechsmeter-Ungetüm wie unseres ankommt, ist das Manövrieren in den zugeteilten Platz eine Herausforderung. Bernhard hat diese – auch unter Mithilfe des «Movers», einer Fernsteuerung, mit dem man den Wohnwagen einparken kann – jeweils bestens geschafft. Zwar brauchte es jeweils einige Zeit, oft ein paar hilfreiche Ausrufe unsererseits wie Links! LIIIIIINKS! STOPP! ZURÜCK! JETZT RECHTS! ACHTUNG, DER BAUM! – aber immer gings glatt und die Zeit verfliegt ja wie im Nu, wenn man Spass hat. Schlussendlich steht das Ungetüm richtig auf dem immer zu engen Platz. Ein letzter Kontrollblick über das geparkte Werk, ein tiefes Durchatmen, aussteigen, Schulterklopfen. Gut gemacht, Bernhard.


Und dann das!


Die Vögel zwitschern, die Sonne scheint, wir sitzen vor dem Camper, trinken nach erfolgtem Einparkieren das verdiente Bierchen/Weinchen und hören plötzlich ein dumpfes, röhrendes Motorengeräusch die Stille durchbrechen. Vor uns taucht ein nigelnagelneuer silberner BMW X7 40d auf - angehängt im Schlepptau ein Coachman Acadia 630 Xtra! Fast sieben Meter lang! Der X7 steht kurz vor uns, Motor brummt leise, das Lenkrad dreht sich mit einer kaum sichtbaren Bewegung. Rückwärtsgang, ein sanftes Bremsen, keine hektischen Zuckungen und in einem einzigen, fliessenden Manöver setzt der Fahrer den Wohnwagen zurück, exakt gerade, exakt zentriert. Kaum eine Minute ist vergangen. Da steht er. Und wir auch. Mit offenem Mund. Der Meisterparker lässt das Fenster herunter, wirft einen kurzen, fast beiläufigen Blick auf das Werk und nickt sich selbst zu. Und wir ihm. Wir hatten nicht einmal Zeit, die Handykameras zu zücken. Wir verneigen uns innerlich und nehmen einen Schluck Bier/Wein.


Aus dem BMW steigen vier Kinder und eine hübsche Mutter und der Fahrer-Vater, ein Mitvierziger, grüsst uns kurz und freundlich. Er sei ein Syrer, wohne in England und Schottland, habe in Genf gearbeitet und fahre morgen ins Disneyland. Für wahre Meister ist Perfektion keine Ausnahme. Sie ist Alltag.


Notabene: In Lyon fanden über das Wochenende die Berufsweltmeisterschaften WorldSkills24 statt. An diesen hat Jana Goldener aus Lüchingen die Goldmedaille bei den Plattenlegerinnen geholt. Eine weitere Meisterin. Herzliche Gratulation!


Bilder:

Der Meisterkoche und seine Gäste


Das Musée de Confluences - ein "geiler" Bau - zusammen mit Arles und Bilbao wohl eine der schönsten Museumsbauten



Das "Vieux Lyon" - ein UNESCO Weltkulturerbe


Die Oper - Jean Nouvels Meisterwerk


Der Jakobinerplatz, still und ruhig, nicht wie 1793, wo hier die Jakobiner mordeten und die Stadt zerstörten...


Lyon - unter den herrlichen Alleen lässt sichs gut lustwandeln... - rechts hinten noch die Zelte der WorldSkills 24


Die Saône


Ein Grafik-Meisterwerk...



 
 
 

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Beitrag: Blog2 Post

Dies ist der persönliche Reise-Blog von Reini Frei

©2021 reini wandert. 

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