Wie geschrieben gestern, wir sind keine Extremsportler, Abenteurer und eigentlich auch keine richtigen Camper, ausser natürlich Bernhard, der mit diesem Wohnwagen schon tausende Kilometer unfallfrei zurückgelegt hat. Was wir aber richtig gut können, haben wir heute gemacht: gewandert. Wandern und Denken, so habe ich in einem meiner Wanderbücher gelesen, haben etwas sehr Meditatives, beides seien Formen des Unterwegssein – das Wandern durch die Natur, das Denken durch das Ich. Wir gehen von einem Ort zum anderen, von einem Gedanken zum nächsten. Mit Wandern unterbrechen wir den Alltag, treten aus der Maschinerie des immer Wiederkehrenden heraus. Heute ist zwar nicht Alltag, aber wir treten heraus aus unserem gewohnten Tun und machen uns auf den Weg.
Das Wetter war uns hold: leicht bewölkt, etwas kühl am Morgen. Die Wanderung führt uns rund um Limeuil, dem Dorf gegenüber unserem Camping-Platz, am Zusammenfluss von Vézère und Dordogne. Es hat ganze 300 Einwohner, sehr viel Charme und existierte schon zu keltischen Zeit. Wir lassen den Ort bald hinter uns und wandern durch Wälder und hohle Gassen (wo ist Wilhelm Tell?) vorbei an abgemähten Feldern und sehr stillen Bauernhöfen. Kein Muh, kein Mäh, kein Grunz, höchstens ein Kickeriki. Auch kein Traktor. Wo stecken die alle? Im Wald sehen wir viele Wildschwein-Spuren und Furchen und fürchten, dass uns keines begegnet. Was auch der Fall ist. Zurück und zum Schluss landen wir im «Panoramic Garden» von Limeuil. Den drei Herren sind die sieben Euro (Senioren-Preis) zu viel und schicken mich alleine zur Fotografen-Pirsch hinein.
Die Herren verpassen die herrliche Sicht auf den Zusammenfluss der Flüsse, den Mittelalter-Garten, das Arboretum, den Mammut-Baum, den «Escape-Garden» und die wunderschön blühenden Johannisbeersalbeien, Feldrosen, Scharlachfusien, das Drüsiges Springkraut und viele duftenden Blumen mehr.
Gesättigt vom Duft der Blumen und der überwältigenden Aussicht geselle ich mich wieder zu den wartenden Kollegen. Der Abstieg durch die mittelalterlichen Gassen und das anschliessende kühle Bier rundet diese dreistündige Wanderung gebührend ab.
Aber ich habe noch nicht genug, schwinge mich auf den Drahtesel (passende Bezeichnung!) von Hanspeter und mit Einkaufszettel und Rucksack radle ich gen Le Bugue ins Einkaufszentrum. Auf den Strassen von Frankreich haben wir bisher schon einen plattgefahrenen Fuchs, einen zerfetzten Milan, ein zu jung überfahrenes Wildschwein und einen kaum mehr als solchen erkenntlichen Hasen gesehen – ich bin froh, heil hin und wieder zurück gekommen zu sein, denn die Franzosen sind alles kleine Alain Prosts. Das Land der Tour de France kennt scheinbar auch keine Velowege, nein, da bist du auf Gedeih und Verderb den Mächten des Stärkeren ausgesetzt – und der bist nicht du. Nun, alles ging gut.
Was wir neben Wandern auch gerne tun und leidlich gut können, ist Jassen. Nun gut, die anderen können es gut und ich leidlich. Jassen ist «etwas Schönes für Leute, die nicht gern allein trinken, die aber beim Trinken in Gesellschaft auch nicht allzu viel reden wollen. Wenn dann noch einer dabei ist, der schlecht spielt, ist die Welt perfekt.» (Linus Reichlin in der WeWo!). Wir trinken nicht viel (ist zu heiss), reden viel (worunter das Spiel leidet) und schlecht spielt mal der eine, mal der andere. Am Schluss gewinnen die WidnAuer - dank einem Matsch, 257 Punkte - im letzten Spiel, als sich die Balger schon als Sieger wähnten… Fortsetzung folgt.
Übrigens, was wir auch gut können, ist Kochen! Da sind wir einigen Campern ebenbürtig, wenn nicht überlegen.
Limeuil - wo Dordogne und Vézère zusammenfliessen...

Blick auf Limeuil - bereit für die Wanderung.

Durch die Natur und den Menschen kunstvoll geschaffene Wanderwege...

...die gut signalisiert sind.

Bauernhöfe, sauber hergerichtet - aber ohne jegliche Betriebsamkeit

Die wohl schönste Zufahrt zu einem Bauernhof...


Der «Panoramic Garden» von Limeuil.

Eingänge im Städtchen Limeuil

Und zum Schluss - ein kühler Drink.

Was wir auch gut können, ist kochen...

...und anschliessend ein kühlendes Bad in der Dordogne, ein Beitrag zum guten Schlaf!

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