Heute starteten wir gelinde gesagt etwas verhalten in den neuen Tag. Weder das Wetter (regnerisch) noch unser Reiseleiter Reini (hüstel hüstel) wollten so richtig in die Gänge kommen. Womit hinreichend erklärt ist, weshalb die heutige Kolumne vom Hilfsschreiber Fred verantwortet wird.
Wie gesagt, es war kein Jubeltag. Zu allem Elend wurde bei Tagesanbruch auch noch festgestellt, dass für das Frühstück lediglich drei kleine Scheibchen Brot vom Vortag zum Verzehr bereitstanden. An Rotwein hätte es nicht gemangelt. Entsprechend dürftig fiel dann der Zmorge aus. Weil wir frühzeitig zu den weltberühmten Höhlen von Lascaux IV (Höhlenmalereien aus der Steinzeit) aufbrechen wollten, entschieden wir uns für einen Kafihalt auf dem Weg dorthin. Aber auch dieses Ansinnen ging gründlich in die Hosen.
Unseren beiden Widnauern fehlte es nämlich bei der Suche nach einem geeigneten Bistro an Souplesse und auch am nötigen Fingerspitzengefühl. Zugegeben – auf dem Hinweisschild am Strassenrand stand «ouvert». Aber das ist eben nur die halbe Wahrheit. An der Eingangstüre stand hingegen das Gegenteil, nämlich «fermé». Nichtsdestotrotz stolperten die Widnauer ins Restaurant, riefen in akzentfreiem Französisch «cafi, croissong?» und erwarteten eine umgehende und vor allem auch eine nette Bedienung. Da hatten sie aber die Rechnung ohne den Wirt bzw. ohne die Wirtin gemacht. Diese kanzelte die beiden nämlich nach allen Regeln der Kunst ab und warf sie hochkant zur Beiz hinaus. Dort angelangt, trafen sie dann auch noch auf den eilends herbeigerufenen Wirt, welcher – angestachelt von seiner resoluten Gemahlin - ebenfalls noch einige nicht druckreife Kommentare zum Besten gab. Wie gesagt. Der Tag begann etwas holprig. Immerhin brachte er den Widnauern die Einsicht, dass sie an ihren Französischkenntnissen und vor allem am savoir vivre doch noch etwas arbeiten müssen.
Der Rest des Tages ist rasch erzählt, obwohl er Bücher füllen könnte: Die Höhlenmalereien und die Führung durch einen Guide waren eindrücklich. Obwohl wir nur die nachgebildete Höhle Lascaux IV besuchen konnten (die originale ist seit 1962 für das Publikum gesperrt), haben die Franzosen etwas Einzigartiges hingekriegt. Die nachstehenden Abbildungen zeugen davon.
Auch des Strassenschildermysterium (an den Dorfeingängen sind Strassenschilder oftmals verkehrt herum angebracht) konnten wir lösen: Es ist offenbar ein Protest der Bauern gegen die Landwirtschaftspolitik der Regierung. Neckisch. Erleichtert können wir also festhalten, dass der Tag schlussendlich doch noch einigermassen versöhnlich ausgeklungen ist. Ein etwas grösseres Rindskotelett (1,1 kg) und eine schöne Gemüse- und Kartoffelkomposition brutzelten auf dem Campinggrill und entschädigten uns – begleitet von Wein und Bier - für die Mühsal des Tages.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch auf unsere Unterkunft hinweisen: Die Widnauer residieren standesgemäss in einem klimatisierten Wohnwagen, währenddem wir Balger wegen unseren Schnarchorgien in einem kleinen Zeltlein ausharren müssen. Unter dem Tag ist es brütend heiss, am späteren Abend angenehm temperiert und in der Nacht empfindlich kalt. Und wenn es regnet, schifft es uns in die Schuhe. Obwohl ich das Campingleben von Kindesbeinen an kenne und auch mit meiner eigenen Familie so unterwegs war, ist es nicht mehr das Gleiche. Man ist mit Ende 60 einfach nicht mehr so geschmeidig unterwegs wie ehedem.
Wenn beispielsweise der Zeltkollege wegen nächtlichem Harndrang dringend das Weite suchen muss und in der Aufregung und in der Dunkelheit den Reissverschluss des Zeltes einfach nicht mehr findet und mir bei dieser Gelegenheit im Gesicht herumfummelt, ist dies einfach nervig. Und wenn er dann beim Hinausgehen auch noch das halbe Zelt mitnimmt, ist es – wie soll ich sagen -etwas dégoûtant. Zudem lässt sich das hauchdünne Schlafmätteli kaum mit einem Boxspringbett vergleichen. Aber was tut man nicht alles für seine Kollegen!
Bei den Höhlenzeichnungen...

Eindrücklich, auch die Nachbildungshöhle

Keine Jagdszenen, keine Menschen, nur Tiere...

Das wohl berühmteste Wandbild

Auch in den Details waren die oder der Zeichner vor 20'000 Jahren Künstler

Die Höhle wurde Original nachgebaut

Auch architektonisch überzeugt Lascaux IV

Draussen wartete dann wieder die Gegenwart und zeitgenössische "Kunst"

Und vorbei wieder an Dutzenden (Hunderten?) von Schlösser, Burgen, Herrschaftssitzen


Reini seht tatsächlich etwas Kränklich aus.