Nach dem nächtlichen Fast-Unfall von Berni liess sich der heutige Tag gemächlicher angehen. Dazu beigetragen hat mein nach wie vor latent vorhandenes «Hüstel, hüstel», wie sich Fred gestern lapidar auszudrücken wagte. Es ist eine fiebrige Erkältung, die doch zum Tode führen könnte und nur dank Neo-Citran und Fiebertablette überlebte ich knapp… Trotz besserem Schlaf und weniger «Hüstel, hüstel» entscheide ich mich für einen Ruhe- und Schlaftag. Ein guter Entscheid, denn der Regen wird stärker und lullt mich bald ein. Welch ein Genuss!
Mein Darniederliegen hindert meine Kollegen nicht, sich auf Erkundungstour zu begeben und so überlasse ich sie dem Schicksal der Landstrasse. Diese führt die Herren nach Belvès, einem «Plus beaux villages de France». Was sie dort erlebt haben, weiss ich nicht, vielleicht erzählen sie es uns nachstehend. Was es mit dem Label «Les plus beaux…» auf sich hat, habe ich nun aber nachgeforscht. Ein Bürgermeister hat die Vereinigung im Jahre 1982 ins Leben gerufen, um den Tourismus in ländlichen Gebieten zu fördern. Letztes Jahr waren es 176 Orte, die sich dieses Label umhängen und aushängen dürfen. Ein Ort, der auf die Liste will, darf nicht mehr als 2000 Einwohner haben, und muss über denkmalgeschützte Bauwerke verfügen. Wir haben nun einige besichtigt, die das Label verdient haben.
Ein Problem gibt’s aber. Von aussen, von Ferne sehen alle sehr putzig aus – wie sie sich an Felsen schmiegen, auf Felsen thronen, in Felsen hinein gebaut wurden. Ist man mal drin, dann kann man sich verirren und – irren. So wie wir heute, als wir in Limeuil nach dem Apero essen gehen wollte. «Da in der Gasse oben, nicht weit, da sind wir doch gestern an einem schönen Beizli vorbeigekommen,» meint Hampi. Auf geht’s. Aber nach einigen steilen Metern sind wir nicht mehr sicher. War es wirklich hier? War es nicht! Es war vorgestern, in Beynac-et-Cazenac… Tja, so viele schönste Dörfer auseinanderzuhalten ist eine Kunst…

Berni, Hampi und Fred hatten sich für die oben erwähnte Erkundungstour drei Fotosujets zum Ziel gesetzt: Nussbaumhaine, verkehrt herum montierte Ortsschilder sowie Gänse- und Entenfarmen. Erreicht wurde kein einziges. Der regnerische Tag schlug den Abenteurern doch etwas aufs Gemüt. Auch ein schönes Restaurant für das Abendessen liess sich nicht finden.
Ein kleiner Erfolg stellte sich dann doch noch ein: Nachdem am Vortag die Auffüllung des Dieseltanks am beschränkten IQ der Fahrertruppe scheiterte, gelang das unmöglich Scheinende in wunderbarer Weise doch noch. Ansonsten gibt es wenig zu berichten. Das ländliche Frankreich zeigt sich an einem regnerischen Sonntag eher von der spröden Seite. Man ist schon froh, wenn man ein Bistro mit geniessbarem Kaffee und mit Croissants findet. Auch dies muss man sich verdienen. Beides am gleichen Ort gibt es kaum zu kaufen. Den Kaffee hier und die Croissants etwas weiter unten an der Strasse beim Boulanger. Aber immerhin mit einem gewissen Charme und einer Gelassenheit sondergleichen. Compliqué! Im Ferienmodus mag das ja noch angehen. Im Tagesgeschäft dürfte dies dann doch eher hinderlich sein. Hauptsache viel Blabla. Vive la France!
Offener Markt in Belvès

Regen, Regen Regen....


...ein Grund, viel zu schlafen!

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